Die Reise der Pinguine
- Genre
- Dokumentarfilm, Natur
- Regie
- Luc Jacquet
- Produktion
- Frankreich 2004/05, 86 Min.
Bewertung
Peter Weißenborn, Apr 20065 / 5 Sternen
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Eingebettet von funkelnd schimmernden Eiskristallen beflügelt uns die Kamerafahrt und nimmt uns mit auf eine berauschende Reise, wie es schon Michel Gondry in Björk´s „Jóga“-Video vermocht hatte. Nur dass wir nicht die kälteumworbene Schönheit Islands bewundern können, sondern die anmutige Pracht der malerischen Antarktisküste. Doch was verbirgt sie?
Den kältesten, windigsten, trockensten und düstersten Kontinent der Erde. Unser fünftgrößter Erdteil gilt als eine der unwirtlichsten Gegenden der Welt - hier wurden die stärksten Winde und niedrigsten Temperaturen gemessen. Aber die Antarktis verbirgt noch etwas; eine bis dahin unglaubliche Ode an das Leben, der Liebe, der Partnerschaft, des Zusammenhaltens – die Reise der Kaiserpinguine, der größten und schönsten Pinguine von allen. Eine „Reise der Verdammten“. Weil sie alle Jahre wieder sagenhafte Strapazen auf sich nehmen, um sich fortzupflanzen.
Zur Brutzeit verlassen sie das Meer und wandern in einer riesigen Karawane dann mehrere 100 km ins Landesinnere zum Brut- und Aufzuchtsgebiet ihrer Küken. Klirrende Kälte von 40° minus und mehr, auch Blizzards von bis zu 250 km/h sind dabei auszuhalten. Angekommen beginnt ein eigentümliches, faszinierend anzusehendes Balzritual: In Tänzen und Gesängen finden sich Paare zusammen, die lange eine monogame Beziehung führen, aber zumindest solange bis der anstehende Nachwuchs aufgezogen ist. Und dann legt das Weibchen ein einziges Ei im unsichersten Gelände überhaupt. Danach kommt es zu einem erstaunlichen Rollentausch: Da die Weibchen zurück zum Meer müssen, um Nahrung zu holen, übergeben sie das Ei dem Männchen. Ein höchst gefährliches Unterfangen: rollt das empfindliche Ei dabei aufs Eis, ist es nach wenigen Sekunden erfroren. Der Kaiserpinguin lebt nicht nur hier hart an der Grenze zum Tod. Denn danach beginnt ein Martyrium ohnegleichen…
Ein Jahr im Leben dieser Pinguine, davon erzählt die mit großartigen Bildern und einer anrührenden Geschichte aufwartende Tierdokumentation. Es ist eine abenteuerliche, voller Gefahren und Herausforderungen steckende Parabel über Leben und Tod, die dominiert wird von der Liebe eines seltsamen, putzigen Vogels und dem Fortbestand seiner Rasse. Der Kaiserpinguin mag ein Tier sein, aber häufig wirkt er dabei wie ein menschliches Wesen. Und besonders das wirkt auf den Zuschauer so ergreifend „nachvollziehbar“.
Etwas sentimental und pathetisch, aber nicht unvorteilhaft legt Luc Jacquet diese Reise als eine Erzählung an, in der drei Sprecher die Perspektive einer Pinguinfamilie einnehmen, ihre Stimmen die männliche, die weibliche und die kindliche Sicht vertreten. Passend dazu die Musik von Emilie Simon, die bisweilen an die fragile Björk erinnert und mit ihrer Mischung kühler, aber poetischer Kompositionen mit elektro-groovenden Sounds den richtigen Ton für diesen unvergesslichen Ausflug in die Welt der Kaiserpinguine liefert.
- Kamera
- Laurent Chalet, Jérôme Maison