Magie der Bilder - Das Magnum Archiv
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Magie der Bilder - Das Magnum Archiv

Genre
Fotografie
Autor
Marie-Christine Biebuyck
Verlag
Prestel

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Es mag Magie drinnen sein! Ein Lama blickt von der Rückbank eines amerikanischen Wagens aus den 60ern. Den langen Hals aus dem Fenster streckend, bestaunt es das Objektiv. Es klickt. Entwickelt, gedruckt und in Buchform dem Betrachter an die Hand gegeben. Ein Foto, das eine Geschichte erzählt. Schwarz-weißes Papier grüßt aus vergangener Zeit, der 05. Januar ist aufgeschlagen.

Der Prestel Verlag wirft einen Folianten auf den Markt, der, gewichtig und umfassend bebildert, dem Blätternden die „Magie der Bilder“ nahe bringen möchte. In Kalenderform wurden hier „Magnum Photos“, aus dem Archiv der berühmten Foto-Agentur, ausgewählt und zu einer spannenden Folge eindrucksvoll festgehaltener Augenblicke aneinandergereiht.

So etwa eine kanadische Hand männlichen Aussehens, hineingestreckt in eine unscharf-verschwimmende Küche. Stühle am Esstisch warten geduldig darauf beschwert zu werden, auf dem Holztisch liegt ein Heft, der Hintergrund ist Ahnung. Die Finger dominieren flachgestreckt die Mitte des Arrangements, in dieser großen Hand ruht eine kleine, als Scherenschnitt, krumm gerändert, wie von Kinderhand geschaffen, nichts anderes als eine Kinderhand darstellend. Ein Vater, auf Wesentliches konzentriert? In Erinnerung gefangen? Wo ist das Original zur Kopie? Was will uns der Fotograf (Larry Towell) sagen? Was sind uns diese 10 Finger? „Lambton, Ontario, Canada, 1999”. Das ist alles. Die Fantasie regiert.

365 ganzseitige Abbildungen, von 1930 bis 2010, aus 90 verschiedenen Staaten, von 81 knipsenden Kunstschaffenden. Auf 752 Seiten werden sehr wenige Worte gemacht. Die Bilder sollen sprechen und je nachdem wie aufmerksam man hineinhört, leisten sie dies auch. Reden von Kulturen und coolen Touren, von Eis- bis hin zu Sandwüsten. Krisen und Kriegen, Stadt und Land, Mensch und Tier, Stille und Lärm, Kraft und Schwäche, Vergangenheit und Moderne ... das Papier verleiht all diesen und noch vielen mehr eine eigene Stimme. Dabei gibt es kein vorangestelltes Thema, die Mischung ist ausgesprochen bunt. Sanft schlängelt sich der Bilderfluss durch die Jahre und das gesamte sichtbare Farbspektrum, die Augen mitreißend.

Wir lesen: 1.März, Miguel Rio Branco, Between the Eyes, The Desert, Kind, 1997. Wir werden angestarrt. Eine braune, hübsch bebraute, weiblich umwimperte Pupille bohrt sich in unsere. Wir halten den Atem an und inne, gepackt von diesem Moment, einem wirklichen Augenblick. Wenn er auch vielleicht nicht magisch ist, so blickt sie doch: zauberhaft.

Es fällt schwer ein Fazit abzugeben. Vieles ist wunderschön, manches überblättert man. Einige Bilder kann man ein ganzes Jahr betrachten, andere, sehr wenige, verdienen keinen eigenen ganzen Tag. Es wäre geschmacklos über Geschmack zu streiten und es wäre schade, wenn man sich von den Bildern nicht sein eigenes Bild machte. Dies ist eine Empfehlung.

Gebundenes Buch, Pappband: 752 Seiten
Ersterscheinung: November 2010
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7913-4436-2
Kaufpreis: 29,95 €

Text: Thomas Treichel

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