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Marc Romboy - Contrast - Interview

Titelmotiv -

Wird der Mann den niemals müde? Seit beinahe einer Dekade steht Marc Romboy für Innovation und kreative Ideen. Als Mitbegründer und Beistand namhafter und gestandener Labels wie Alphabet City, Terminal M und letztendlich Systematic Records lotet er die Grenzen des Electrosounds ständig neu aus und überzeugt mit neuen, innovativen Ideen. Nach 10Jahren kann man Unmengen interessanter Fragen stellen, hier nun eine kleine Auswahl...

Hallo Marc, im März wurde Deine Collaboration "Lost" mit Chicago-House-Legende Tyree Cooper auf Josh Winks Ovum Recordings released, wie Du bereits selber hast verlauten lassen, ein wahrgewordener Traum von Dir. Würdest Du dies als neuen Höhepunkt Deiner Karriere bezeichnen und hast Du schon Pläne das wieder zu toppen?

Ich habe als Jugendlicher Acid House Platten von Tyree Cooper gekauft und von daher war das für mich natürlich eine riesige Sache, als ich die Möglichkeit bekam, mit ihm zu arbeiten. Ich habe jetzt gerade mein zweites Album fertig gestellt, auf dem auch wieder diverse Kooperationen zu finden sein werden. Das Album heisst "Contrast" und wird Anfang Juni erscheinen.

Wie kam es denn zum Release unter Josh Wink, gibt's vieleicht bald einen Josh Wink Release auf Systematic?

Na, ja, als die Scheibe fertig produziert war, war gerade aktuell sehr viel von mir auf Systematic geplant, unter anderem die Platte mit Gui Boratto. Also dachte ich mir, dass ein anderes Label doch mal eine nette Abwechslung sei. Und ehrlich gesagt gibt es nicht so viele Labels, wo ich sage, da muss ich drauf veröffentlichen. Ovum war definitiv eine Option weil es zum einen musikalisch gut passte und ich das Label seit zehn Jahren gut finde. Und auch Josh Wink als Mensch und wie er sich gibt geföllt mir sehr gut.

Seit 10 Jahren im Geschäft. Zugegeben eine lange Zeit in der sich viel verändert, was sind für Dich positive und negative Entwicklungen des Business der letzen Jahre?

Es sind mittlerweile tatsächlich schon 15 Jahre (lacht). Hmm, positive und negative Dinge, gute Frage. Negative Dinge kann ich mir nie merken, die vergesse ich immer schnell. Als positiv stufe ich ein, dass es die Szene in ihrer Form immer noch gibt und das weltweit. Als Acid House Ende der 80er und Techno House Anfang der 90er aufkamen, haben es viele Leute schon sehr schnell tot geredet. Ich habe den Satz "Techno ist tot" schon 1991 gehört. Aber ich habe immer gefühlt, dass es so nicht sein wird und fühle mich nach wie vor bestätigt.

Steckst Du noch immer voller Tatendrang oder werden die nächsten 10 Jahre ruhiger angegangen?

Ich glaube das ehrlich gesagt nicht. Ich habe einfach tierisch Bock auf diese ganze Sache und es vergeht kein Monat an dem nicht irgendein Stück entsteht. Ich liebe elektronische Musik und ich liebe es, mit anderen netten Menschen zusammen zu arbeiten. Jeder Tag ist ein anderer Tag und es gibt immer neue tolle Trax und Künstler und Produzenten zu entdecken. Ich lebe, atme und esse Techno, wenn man so will und kann dabei immmer 100% abschalten und alles um mich herum vergessen.

In unserer letzten Ausgabe hatten wir Stephan Bodzin im Interview und befragten ihn zur häufigen Zusammenarbeit mit Dir und Oliver Huntemann. Ihr drei werdet immer wieder in Verbindung gebracht, liegt da eine Art Seelenverwandschaft vor?
Wir haben schon eine gemeinsame Vergangenheit. Stephan und Oliver haben auf den Labels meines Partners Klaus Derichs und mir viele Singles veröffentlicht und wir hatten seit 1994 auf diesem Level zusammen gearbeitet. Natürlich werden wir drei oft in einem Atemzug genannt, aber wer genau hinschaut und sich auskennt, weiss, dass es doch sehr prägnante Unterscheide zwischen uns gibt. In Stücken, bei denen ich dabei bin, hört man oft meine Vorliebe zu Techno aus Chicago und Detroit, ausserdem arbeite ich sehr gerne mit Stimmen, also mit etwas beseeltem in der Nummer. Ich denke also schon, dass jeder von uns seine urtypischen Eigenheiten hat.

Dein Label Systematic ist ja eines der In-Labels seit 2004 und findet nicht nur bei minimalistischen Tech-Housern großen Anklang, sondern wird von einer breit gefächerten Gemeinde von Electrodeejays förmlich verschlungen. Worauf legst Du also bei den Veröffentlichungen wert? Welchen Kriterien müssen diese entprechen und wie weit nimmt auch der Kommerzielle Erfolg Einfluß darauf?
Hui, das ist gar nicht so einfach zu erklären. Als erstes müssen die Leute, die auf Systematic veröffentlichen, cool und nett sein. Und das hat auch bis dato gut funktioniert. Dann müssen die Sachen auch eine gewisse Qualität besitzen, was die Produktion an sich betrifft. Da bin ich natürlich mit Leuten wie Robert Babicz und Stephan Bodzin auch mega mässig verwöhnt. Last but not least muss ich alles so toll finden, dass ich sie in meinen DJ Sets auch spiele. Das ist das Hauptkriterium, wobei es um Stilistik nur sekundär geht. Mich interessieren auch überhaupt keine Verkaufszahlen. Ich bringe eine abgehende Dusty Kid genau so gerne raus, wie eine sehr deepe Audio Soul Project, auch wenn der eine oder andere das vielleicht noch nicht versteht oder fühlt (zwinkert mit dem Auge).

Als Producer, DJ & Labelowner wird man sicher von der Arbeit öfter erschlagen. Wo liegt Dein persönlicher Schwerpunkt und wie gewinnst Du, wenn's mal zuviel wird, Abstand von allem?
Ja, es ist schon nicht so einfach, Abstand zu gewinnen, aber dank meiner süssen Tochter und meiner Frau gelingt mir das zwischendurch immer ein wenig. Aber es stimmt schon, es ist ganz schön viel zur Zeit. Wollen wir uns nicht beklagen.

Neben der ganzen Welt bist Du häufig im eigenen Heimatland Deutschland unterwegs, jedoch häufiger in westlichen Gefilden. Nun steht seit Längerem wieder ein Besuch im Osten an, am 10.05. wirst Du als Headliner in der Brikettfabrik Neukirchen / Sachsen fungieren. Hast Du spezielle Erfahrungen & Erwartungen?
Ich habe in den letzten zwölf Monaten in Schwerin, Dresden, Berlin und Weimar aufgelegt und ohne jetzt hier schmeicheln zu wollen, waren alle Auftritte sehr phatt. Ich habe sie alle sehr genossen, weil ich den Eindruck hatte, dass sich die Crowd super mit der Musik auskennt und das Gleiche fühlen kann wie ich. Das hat mir gut gefallen. Vor allem war keiner dabei, der mir beim Auflegen sagte, hey, spiel doch mal härter jetzt. Das geht gar nicht (lacht).

Beinahe schon zu häufig gestellt, aber immer wieder eine sehr interessante Frage: Was passiert in nächster Zeit, bestimmte Pläne?

Das ganze Jahr wird schon im Zeichen des Albums "Contrast" stehen. Es werden recht viele Trax als Single ausgekoppelt und es wird auch viele coole Remixes geben, zum Beispiel von Oxia, Radio Slave oder Konrad Black. Dann arbeiten wir mit Hochdruck an einer neuen Systematic Homepage wo ein toller Shop integriert sein wird und es soll auch bald einen Synthie geben, mit dem wir schon viele Tracks auf dem Album produziert haben, der aber noch nicht serienreif produziert ist. Also langweilig wird es wohl nicht.

Text & Interview: Florian Goldschmidt

Release

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