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Schowi - Interview

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Schowi ist den meisten Leuten mit Sicherheit als MC der Stuttgarter Hip Hop-Formation „Massive Töne“ bekannt. Dass er auch als DJ unterwegs ist, haben wohl so Einige bislang nicht wahrgenommen. Schade eigentlich, spielt er doch eine verwegene Mischung, die das Beste aus Hip Hop und elektronischer Musik kombiniert. Anlässlich seines Gigs am 15.02. zusammen mit „Top Billin“ in der Distillery haben wir den höchst aktiven Mann aus dem Schwabenpott mal auf ein paar Fragen festgenagelt.

Was hast du denn so in der Zwischenzeit getrieben, seit den letzten Klängen mit „Massive Töne“? Und seit wann folgst Du der Leidenschaft als DJ?
Reisen und Auflegen. Viel Südamerika, im speziellen Brasilien, Argentinien, Uruguay, Frankreich. Ich lege eigentlich seit `94 auf, ne ganze Weile schon, habe regelmäßig bei meinen eigenen Clubs/Veranstaltungen gespielt, dem 0711 Club (96 bis 2002), 12INCH (2001 bis 2007) und immer wieder auf Aftershow-Parties. Das lief aber eher nebenher, da meine Band Massive Töne eindeutig die Nummer 1 für mich war.

Viele der Hip Hop-Kollegen sind ja sehr deutlich in die Elektronik-Ecke gegangen, aber Dein Sound verbindet immer noch gekonnt Beides. Wie würdest Du selbst beschreiben, was Du spielst?
Ich spiele Clubmusik. Immer funky, immer mit Eiern. Das kann Rock, Funk, Soul, Hip Hop, Mash-Ups, Baile Funk, Bmore, Booty Bass, Ghettotech, Juke oder Electronik von Nu bis Old Rave sein. Im Moment spiele ich am liebsten Baile, Baltimore Club & elektronische Musik mit urbaner Attitude.

Was reizt Dich an dem Sound?
Ich nenne „meinen“ Sound „Hip Hop 2.0“. Es ist Sound für Ladies, die Booty shaken wollen, für Partyleute, die auf Elektronik stehen aber eben auch für sogenannte HipHop-Heads mit Music-Knowledge ohne Stock im Arsch. Sein wir ehrlich, Sven Väth findet Snoop auch geil. Ich bin ein Discokind, war immer unterwegs, seit ich 14 bin. Irgendwie gefällt mir die Vorstellung vom ravenden Hip-Hopper. A-Trak, Diplo oder Mehdi sind genau das. Ich und viele meiner Freunde sind das auch.

Ist dieser Sound eigentlich stets kompatibel, wenn Du z.B. auch auf VIP-Afterparties spielst? Oder passt Du Dich entsprechend an?
Ich glaube, dass urbaner Clubsound, der Elemente aus Elektronik und Hip Hop verbindet, die Zukunft ist. Deshalb baue ich immer wieder Versatzstücke aus meinen „härteren“ Sets bei sogenannten VIP-Parties ein. Ich liebe es aber auch, kreativ Klassiker verschiedener Genres zu spielen… wie gesagt – kreativ! Conga, Push It, Don’t Stop till you get enough und Relight my Fire in 5 Minuten will wirklich niemand hören – auch keine „VIPs“ :-)

Nun gibt es ja definitiv einige gute und eine Menge schlechte Mash Ups und Bootlegs. Was macht für Dich eine gute Produktion in dieser Sparte aus?
90 Prozent der Mash-Ups, die im Netz oder als White Label kursieren, sind unerträglich schlecht. Gute Mash-Ups können auf verschiedene Art funktionieren: Humor, die Harmonien oder Melodie des Accapellas und des Instrumentals sind verblüffend ähnlich, alt trifft auf neu, Soul auf Techno. Whatever! Es sollte eine gute Idee dahinter stecken und einen echten Aha-Effekt beim Publikum haben.

Wie siehst Du denn momentan die Entwicklung in Sachen Hip Hop- allgemein, wie auch speziell hierzulande?
Was ich mache, würde ich immer als Hip Hop bezeichnen, wenn ich Techno spiele ist das auch Hip Hop (lacht), deshalb ist die Entwicklung gut! Im Ernst… vieles von dem, was als „Hip Hop“ oder Hip Hop aus Deutschland derzeit in den Medien stattfindet und wahrgenommen wird, ist langweilig und schlecht. Rapper sind Einzeller, die Rhymes sind aus der Steinzeit und die Images sind so lächerlich, dass intelligente 14-Jährige nichts mit „Hip Hop“ zu tun haben wollen, weil sie sich von 10-Jährigen „Gangsterrap“-Fans absetzen wollen!

Aber das Rappen hast Du nicht aufgegeben…? Gibt es da neue Projekte oder was neues von „Massive Töne“?
Im Moment rappe ich nicht. Außer beim Auflegen drehen alle durch, ich inklusive – dann schnapp ich mir das Mikro und schreie alle an – Rap ist das dann vielleicht weniger. Aber gut.

Und was für Ziele verfolgst Du in nächster Zeit mit DJing/Produktionen/Veranstaltungen?
Ich will dieses Jahre wieder viel spielen, am liebsten meinen Bass- bzw. Hip Hop 2.0-Clubsound. Gerne in kleinen Clubs, in denen der Schweiß von der Decke tropft… aber auch Aftershows wie Stefans Raabs „Bundesvision Songcontest“ oder bei der Formel 1. Was Produktionen angeht, mache ich viel mit meinem Kollegen DJ Passion als „BASS ILL EURO“ – Bmore, Baile Funk & Rave ist das Thema, vielen Edits für unsere Sets, Remixe & Produktionen für Freunde wie MC Gringo. Im Eventbereich werde ich mich weiter um meine 2 aktuellen Babys, die „Bassschule“ und „It’s just another killing on the dancefloor“ kümmern. Na, und dann habe ich schließlich noch einen „ordentlichen“ Beruf – meine Agentur „0711Entertainment“, die ich mit meinem Partner Strachi führe, und die beispielsweise das „MTV HipHop Open“-Festival veranstaltet.

Interview: Sascha Heyne

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