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Kassablanca

Titelmotiv -


Mein Kassa lob’ ich mir…
Steffen Bennemann im Interview mit Thomas Sperling über das Kassablanca in Jena

Das Kassa ist eine der wenigen Locations in Ostdeutschland, die sich beharrlich seit den Nachwendezeiten halten. Eines der Urgesteine hierzulande also und inzwischen weit über die Landesgrenzen bei Künstlern und Partyvolk gleichermaßen beliebt und angesehen. Namenhafte Acts geben sich hier die Klinke in die Hand - von Metal und Punk über House und Nujazz bis Hiphop und Reggae. Insgesamt kümmern sich acht Menschen um das Programm im Kassa - jeder für seine bevorzugten Bereiche. Und gerade diese stilistische Offenheit und Vielfalt ist es, die nicht nur das Kassa selbst, sondern vor allem auch sein Publikum so besonders macht: Hier rockt die Bude, egal ob mittwochs oder an Feiertagen, egal ob Darkwave oder Techno. Doch hinterm Kassa steckt noch weitaus mehr, als der wochenendliche Partybesucher erkennen mag: Lesungen, Filmvorführungen, Workshops und Hörspielabende gehören genauso dazu wie Kellerstudio, Filmgruppe und Café. Thomas "Spatz" Sperling (übrigens auch der Mitbegründer der Labels Freude am Tanzen und Musik Krause) zeichnet sich im Hause Kassablanca für die Öffentlichkeitsarbeit und die Programmgestaltung in Sachen Techno, House und Freestyle verantwortlich und stellte sich unseren Fragen:

Kannst du mal kurz die Struktur im Kassa umreißen?
Die Struktur des Kassas - oh Mann, was für eine Frage… Ich würde sie gern mal in einem Diagramm darstellen, aber das funktioniert nicht so einfach. Per Definition sind wir ein Zentrum für Jugend und Soziokultur. Wir sind ein Verein mit dem Namen Kassablanca Gleis 1 e.V. - wir haben fest Angestellte, Azubis, Zivis, Praktikanten, Ehrenamtliche und Pauschalkräfte.

Wie ist das Kassa entstanden und wie bist du persönlich dazu gekommen?
Das Kassa ist entstanden aus der Kulturgruppe des Neuen Forums, gegründet wurde der Verein am 30.04.1990. Ich selbst bin durch die House- und Technoveranstaltungen zu dem Haus gekommen. Das war 1991, damals noch mit DJ Foch und DJ Mikk - die alten Haudegen! Ab 1992 habe ich dann diese Veranstaltungen selbständig organisiert, aber immer im Kontext zum Haus.

Kannst du eine grobe Definition der Ziele geben, die das Kassa (ganz allgemein und mit seinem Programm im Speziellen) verfolgt? Wer gibt diese Richtung vor und wie wird sie umgesetzt?
Ich glaube da hat jeder der Leute, die hier arbeiten, seine Vorstellungen von Zielen, ich würde sie für mich so beschreiben: Wir versuchen, Menschen Kultur näher zu bringen, und über kurz oder lang, sie auch zu motivieren, selbst etwas in die Hand zu nehmen… Ich sage nur Freude am Tanzen und Musik Krause, das kommt alles aus dem Haus Kassablanca. Wie sagte der Jürgen von Jazzanova: "Eine gute Bühne erzeugt gute Musik." Oder die Wighnomys sagen "Auflegen im Wohnzimmer" - das freut mich immer sehr, so etwas zu hören.

Du bist ja nun schon seit Ewigkeiten dabei - inwiefern hat sich das Kassa über die Jahre verändert, verbessert, verschlechtert, neuen Umständen angepasst?
Na wenn seit 1992 ne Ewigkeit ist, dann ja! Alles ist in Bewegung, Stillstand ist nicht möglich. Lorbeeren verblassen sehr schnell, es hilft nur dran bleiben! Hier Erich Kästner zum Zitat: "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es." Das Programm von 1990 kannst du nicht mit dem Programm von 2005 vergleichen - oh Mann, das sind jetzt 15 Jahre... In 15 Jahren drei verschiedene Lokalitäten - Villengang, Paradiescafe, Villengang und seit 1997 das Gleis 1 am Westbahnhof. Aber der Stamm an Mitarbeitern ist nahezu gleich geblieben.

Wenn man sich euer ausgesprochen heterogenes Programm anschaut, taucht zwangsläufig die Frage auf, wie es möglich ist, so unterschiedliche Sachen - die auch an so unterschiedlichen Personen hängen - miteinander zu vereinen?
Hmmm, das ist eine gute Frage. Ich glaube das liegt daran, dass wir für das Haus und seine Inhalte arbeiten und nicht jeder für sich...

Wie würdest du die Zukunftsaussichten und -absichten des Kassas aus heutiger Sicht beschreiben?
Der Weg ist das Ziel - ich hätte früher nicht gedacht, das zu tun, was ich jetzt tue und somit bin ich gespannt auf das, was da noch kommt...

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