Die Rolling Stone Jahre
// Entertainment / Buch

Die Rolling Stone Jahre

Genre
Anthologie, Roman
Autor
Hunter S. Thompson
Verlag
Heyne
Erscheinungs­datum
12.11.2012
Erscheinungs­form
Gebundenes Buch, mit Schutzumschlag, 768 Seiten

Bewertung

Thomas Treichel, Nov 2013

4 / 5 Sternen

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Ja, so ist das. Der Schreiber hinter dem Buch (und Film) „Fear and Loathing in Las Vegas“, Hunter S.Thompson, schrieb für die Zeitschrift Rolling Stone, ab den früher Siebzigern und bereitete sich einen Ruf der legendär und sein Talent in diesem Medium aus. Dessen damalige Verantwortliche und, partiell, Freunde Hunters, nun diese Anthologie einiger der Texte herausbrachten, welche dieser zur Seitenfüllung einbrachte.

Es sind dies politische Texte über Präsidentschaftswahlkämpfe, Freak-Power-Dokumentationen, Fabulierkunst, wuterfüllte Schmähungen zum Beispiel Nixons, sowie einsichtsvolle Reflexionen über den Sport und zwischen all dem viel Abgedrehtes und Abweichendes vom eigentlichen Thema. Dies zu dem. Doch eigentlich könnten allein dies auch andere, was es aber besonders macht und auch lesenswert, sind die dahinter sich etwas versteckenden Analysen, welche keineswegs ausschließlich rauschinduzierte Verrücktheiten sind. Sondern im Rückblick vielmehr interessante Dokumente der Zeit- und Kulturgeschichte der USA. Natürlich nur Ausschnittsweise, aber doch Schöne solche. Die von den Ausklingenden 60ern und deren Abklängen bis zum zweiten George W. Busch jr. Wahlkampf reichen, in 2004.

Und hier ist auch das Problem dieses Buches zu suchen. Uns Heutigen, im Falle des Rezensenten etwa: 85er Jahrgang, ist dies Besprochene, gonzo-journalistisch und schwerst subjektiv, mitunter ohne Scheidelinie zwischen Spiel und Wahrheit. Man ist nicht in der Zeit gewesen, kann also nur von ihr lesen, weswegen hierfür schlicht manchmal die Kompetenz fehlt, ja fehlen muss, nun das Tatsächliche auszufiltern und vom Spaß zu sondern. Andererseits ist diese Scheidung aus der Ferne der Zeit ja vielleicht auch unnötig und trübt nicht den Genuss des Lesers an den Grobheiten, die Hunters „Meinungen“, welche manche zu Zeiten womöglich schon etwas fürchten machte, begleiten. Ein Arschloch auch ein Arschloch nennen zu dürfen, eine gewiss segensreiche Auslegung des Rechtes auf „freie Meinungsäußerung“ und der „Freiheit der Presse“.

Es ist ein dickes Buch, doch steckt erst mal die Nase drinnen, nun, dann geht es sich ganz gut an, und in Bälde aus, weil man auf Seite 700 und Zerquetschte angekommen ist, denkend: Oh, schon aus?

Mit dem festen Willen bewaffnet, an die Welt (der Literatur) herantretend: Weiteres vom Autor muss gelesen werden! Und, sehr persönlich: Wieso wurde das Buch des berüchtigten Dr. Gonzo eigentlich nicht ins Deutsche übersetzt, oder verheimlichte ein Onlinebuchhandel eine solche Ausgabe etwa?

Dieses Buch jedoch ist in Deutsch erhältlich, wenn auch der Fehlerteufel hier und da mal einen Satz grammatikalisch kaputt macht. Im Ganzen ist es doch ein gelungen Angenehmes. Besonders Hilfreiches dazu beitragend, sind etwa Briefauszüge der Korrespondenz zwischen Hunter und der Redaktion, den eigentlichen Texten vorangestellt. Die etwas über den Autor verraten und über den Kontext, in welchem die Texte entstanden sind, so dass man sich etwas besser darinnen zurechtfindet.

Auffällig auch, dass es vielleicht nicht einfach war, für einen jeden, Hunter zu mögen, dass aber viele diese Mühe sich zu machen offenbar bereit waren. Trotz der Verrücktheiten, die selben im Gedächtnis nicht nur der Nation halten in welche er hineingeboren ward, jedoch eben nicht nur diese, sondern auch seine offensichtliche schriftstellerische Begabung, wenn diese auch manchmal etwas schlampig aktiv ward. Mitunter sich jedoch wirklich aberwitzig äußernd. Es ist zu empfehlen, mit ihm darüber sich zu amüsieren, ob nun mit diesem Buch, einem anderen oder etwa mit dem Erwerb einer bestimmten DVD (siehe oben). Ganz klare Empfehlung.

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